Definition
Ziel der Palliativpflege sind „Vorbeugung und Linderung von Leiden durch frühzeitiges Erkennen, untadelige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art“ (Definition der WHO im Jahr 2002).
Damit soll ein Höchstmaß an machbarer Lebensqualität für den Pflegling erreicht werden. Die psychosoziale Komponente kann für denjenigen von Bedeutung sein, der weiß, dass er sich am Übergang befindet. Dies gilt auch für die Angehörigen des Pfleglings. Idealerweise findet die Palliativpflege rund um die Uhr statt, wie dies beispielsweise in einem Hospiz der Fall ist.
Zahlen & Statistiken
Insgesamt 1.500 ambulante Hospizdienste waren im Jahr 2016 in Deutschland aktiv. Die Zahl der Neugründungen hat sich seit einigen Jahren stabilisiert.
Die stationäre Palliativversorgung stieg von nur 30 Hospizen im Jahr 1996 auf 235 Hospize im Jahr 2016. Die Zahl der Palliativstationen in Krankenhäusern wuchs im gleichen Zeitraum von 28 auf 304 Stationen.
Quelle: Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e.V.
Bedürfnisorientierung
Für die Bedürfnisorientierung in der Palliativpflege gelten vier Eckpunkte:
- Körperliche Dimension
- Psychosoziale Dimension
- Spirituelle Dimension
- Soziale Dimension
Körperliche Dimension
Als Grundlage gilt die Symptomerfassung im Pflegeprozess. Sind die Symptome im Rahmen der Pflege diagnostiziert, folgt die Symptomlinderung. Diese kann sowohl medikamentös erfolgen, als auch durch physisches Vorgehen, beispielsweise Mundspülungen oder einfaches Umlagern. Die abschließende Evaluation im Rahmen der Pflegedokumentation zeigt auf, welche Maßnahmen zur Symptomlinderung nachhaltig beitrugen.
Psychosoziale Dimension
Das Wissen, an einer tödlich verlaufenden Krankheit zu leiden, bedeutet nicht nur für den Palliativpatienten, sondern auch für seine Angehörigen eine Grenzerfahrung. Der mentale Umgang damit führt zu Trauer und Wut, aber auch zu Sprachlosigkeit. Psychologische Zuwendung soll helfen, die eigenen Gefühle zu thematisieren und damit umgehen zu lernen. Neben dem psychologischen Aspekt spielt die soziale Dimension eine Rolle. Diese berücksichtigt, dass Pfleger dem zu Pflegenden helfen, seinen Alltag zu meistern, für Ruhezonen und -zeiten zu sorgen und im Rahmen eines strukturierten Tagesablaufs ein Höchstmaß an Lebensqualität zu schaffen.
Spirituelle Dimension
Diese besteht neben der psychologischen Dimension und spielt gerade bei gläubigen Patienten eine wesentliche Rolle. Sie geht häufig mit der Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens einher, und mündet häufig in dem Versuch, das eigene Leben zu bilanzieren. Die spirituelle Dimension in der Palliativpflege berücksichtigt vor allem die individuellen religiösen und kulturellen Werte der Patienten. Die Würdetherapie stellt einen wesentlichen Bestandteil dieser Dimension dar, da sie es dem Pflegling ermöglichen soll, auch trotz Verlusten von körperlichen Funktionen das Gefühl eigener Würde zu vermitteln. In der Fachliteratur hat inzwischen der explizite Ausdruck „spiritual care“ Einzug gehalten.
Soziale Dimension
Die soziale Dimension innerhalb der Palliativpflege soll sicherstellen, dass der Pflegling beispielsweise noch offene Dinge regelt, im sozialen Netz integriert bleibt und offene Konflikte bewältigen kann.
Größtmögliche Herausforderung
Für die Pfleger, gleich, ob Familie oder professioneller Pflegedienst, stellt die Palliativpflege höchste psychologische Anforderungen. Familienangehörige sollten sich trotz allen guten Willens die Frage stellen, ob sie als Laien dieser Herausforderung ohne professionelle Unterstützung gewachsen sind.